Pressemitteilung
Fürth, den 3. Juli 2018
Fast 16 000 Gefährdungseinschätzungen für Kinder und Jugendliche in Bayern im Jahr 2017
Bei knapp einem Drittel der Fälle wurde eine Kindeswohlgefährdung festgestellt
Die Bayerischen Jugendämter meldeten im Jahr 2017 insgesamt 15 753 Gefährdungseinschätzungen, das heißt Fälle, in denen geprüft wurde, ob das Wohl von Kindern bzw. Jugendlichen in Gefahr war. Nach Angaben des Bayerischen
Landesamts für Statistik lag in 2 315 Fällen eine akute und in 2 646 eine latente Kindeswohlgefährdung vor. Bei 5 819 Gefährdungseinschätzungen wurde keine Kindeswohlgefährdung festgestellt, jedoch Hilfebedarf und in 4 973 Fällen wurde weder eine Kindeswohlgefährdung noch weiterer Hilfebedarf ermittelt.
Grundlage der Statistik zur Kindeswohlgefährdung ist das Bundeskinderschutzgesetz, welches zum 1. Januar 2012 in Kraft getreten ist. Kindeswohlgefährdung liegt dann vor, wenn das körperliche, geistige und seelische Wohl eines Kindes durch das Tun oder Unterlassen der Eltern oder Dritter gravierende Beeinträchtigungen erleidet, die dauerhafte oder zeitweilige Schädigungen in der Entwicklung des Kindes zur Folge haben bzw. haben können.
Eine Gefährdungseinschätzung nach § 8a Absatz 1 SGB VIII ist vom Jugendamt immer dann abzugeben, wenn dem Jugendamt wichtige Anhaltspunkte für die Gefährdung des Wohls eines Kindes oder Jugendlichen bekannt werden, es sich daraufhin einen unmittelbaren Eindruck von dem Minderjährigen und seiner persönlichen Umgebung verschafft hat (z.B. durch Hausbesuche oder Einbestellung der Eltern ins Jugendamt) und das Gefährdungsrisiko anschließend im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte eingeschätzt wurde.
2 315 Gefährdungseinschätzungen (15 Prozent) ergaben eine akute, 2 646 (17 Prozent) eine latente Kindeswohlgefährdung. Dabei waren Anzeichen für eine Vernachlässigung oder einer psychischen Misshandlung die häufigsten Gründe einer Kindeswohlgefährdung.
Darüber hinaus wurde bei 5 819 Gefährdungseinschätzungen (37 Prozent) keine Kindeswohlgefährdung festgestellt, aber Hilfebedarf zum Beispiel im Rahmen einer Hilfe der Kinder und Jugendhilfe wie Erziehungsberatung oder eine Schutzmaßnahme.
Lediglich bei 4 973 Fällen (31 Prozent) wurde weder eine Kindeswohlgefährdung noch ein weiterer Hilfebedarf ermittelt.
Wie das Bayerische Landesamt für Statistik mitteilt, wurden in Bayern im Jahr 2017 insgesamt 15 753 Fälle von Kindeswohlgefährdung gemeldet, ein Plus von 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Betroffen waren 8 073 Jungen und 7 680 Mädchen.
Die Meldungen an die Jugendämter erfolgten in vielen Fällen (3 295) durch Polizei, Gericht oder Staatsanwaltschaft, sowie von Bekannten/Nachbarn der Minderjährigen (2 027 Meldungen), 1 570 Fälle wurden anonym und 1 468 durch die Schule angezeigt.
Regionalisierte Zahlen stehen nicht zur Verfügung.