Pressemitteilung

79/2022/35/M
Fürth, den 16. März 2022

Bayerns Inflationsrate bei 5,3 Prozent im Februar! Weiter steigende Verbraucherpreise – wo steht Bayern?

Daten – Fakten – Hintergründe zum Verbraucherpreisindex, der Inflationsrate und dem dahinter liegenden Warenkorb. Was treibt die Inflation besonders? Welche Rolle spielen Ausgaben für beispielsweise Wohnen, Mobilität oder Nahrungsmittel? Was hat sich in letzter Zeit verändert?

Verbraucherpreise steigen seit Anfang 2021 spürbar an. Inflationsraten, gemessen als prozentuale Veränderung des Verbraucherpreisindex, liegen zunächst noch zwischen 1,3 und 2,6 Prozent im ersten Halbjahr 2021 im Freistaat. Doch seit Mitte des Jahres erreicht Bayerns Inflationsrate regelmäßig Werte um die fünf Prozent. Bisherige Spitze: 5,4 Prozent im Dezember 2021. Ob es noch deutlich höher geht und das vielleicht auch dauerhaft, weiß derzeit Niemand. Zu viele Einflussgrößen bestimmen diese Entwicklung. Grund genug, als Informationsdienstleister der amtlichen Statistik Bayerns tiefer hinter die Kulissen der Berechnung und den dahinter liegenden Warenkorb zu blicken.

Fürth. In seinem Online-Pressebriefing beantwortet das Expertenteam des Bayerischen Landesamt für Statistik viele Fragen zur aktuellen Preisentwicklung, zur Inflationsrate und den Inflationstreibern im repräsentativen Warenkorb, der den durchschnittlichen privaten Verbrauch eines deutschen Haushalts abbildet.

Dr. Sara Bleninger, Sachgebietsleiterin für Preise, Löhne und Gehälter betont: „Den Verbraucherpreisindex zu ermitteln, der die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte in Deutschland für Konsumzwecke im Vergleich zum Basisjahr 2015 kaufen, widergibt, ist mit erheblichem Aufwand verbunden.“ Doch es lohne sich, schließlich sei die Kennzahl von erheblicher Bedeutung für mittelfristige Planungen in Politik und Wirtschaft gleichermaßen.

Institute zögen den Verbraucherpreisindex mit heran für ihre Empfehlungen und Einschätzungen, in welchem Zustand sich eine Volkswirtschaft befände und was hinsichtlich einer wirtschaftlich gesunden Entwicklung anzuraten sei. Es lohne sich also, regelmäßig deutschlandweit mehr als 300.000 Preise zu erheben oder eben 75.000 Preisreihen für Bayern zu betrachten. Auch der mit 650 Einzelpositionen als durchaus komplex zu bezeichnende Warenkorb sei gerechtfertigt, schließlich habe der Verbraucherpreisindex den Anspruch, richtig gut und aussagefähig zu sein, so Bleninger weiter.

Interessant ist der Blick auf die derzeitigen Inflationstreiber. Produkte also, die den Verbraucherpreisindex maßgeblich in seiner Entwicklung mit beeinflussen. So finden sich unter den 25 Positionen mit hoher Inflationsrate im Februar 2022 alleine 13 Nennungen aus dem Bereich Energie, wie beispielsweise Gas, Heizöl, Diesel, Superbenzin, feste Brennstoffe wie Pellets oder Brennholz. Sieben Positionen sind den Nahrungsmitteln zuzuordnen, wie exemplarisch tiefgefrorenes Obst, Gries, Roggenmehl, Sonnenblumenöl, Tomaten oder Gurken.

„Auch ein Blick zurück auf die Entwicklungen der Inflationsrate seit den 1970er Jahren in Bayern lohne, weil wichtig zur realistischen Einordnung, was wir gerade sehen und persönlich tagtäglich erleben beim Einkaufen oder an der Tankstelle. So eine dynamische Entwicklung bei der Inflationsrate wie jetzt, haben wir seit den Ölkrisen der 70er Jahre nicht mehr gesehen“, betont Markus König, Abteilungsleiter im Bayerischen Landesamt für Statistik.

So gab es enorm hohe Inflationsraten im Zuge der Ölpreiskrise im Jahr 1973. Im Oktober 1973 stieg der Ölpreis von rund 3 US-Dollar/Barrel auf über 5 US-Dollar. Im Verlauf des nächsten Jahres erhöhte sich der Ölpreis weltweit dann auf über 12 US-Dollar/Barrel. Weitere signifikante Ausschläge bei der Inflationsrate finden sich auch im Zuge der Ölpreiskrise 1979. Der damalige Preisanstieg fand bei ca. 38 US-Dollar/Barrel sein Maximum.

Ebenso finden sich sind größere Veränderungen bei der Inflationsrate im Jahr 1987, eine Phase weltweiter wirtschaftlicher Stagnation (Börsenkrise 1987) oder auch im Jahr 1992, knapp zwei Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung im Oktober 1990. So entfaltete sich im Osten Deutschlands direkt nach dem Mauerfall ein Nachholeffekt beim Konsum, der durch die Geldversorgung im Zuge der Umstellung von Ostmark auf D-Mark und durch hohe Lohnsteigerungen mitgetragen wurde.

Die Finanzkrise in den Jahren 2008/2009 kann im Zuge der damaligen Finanzkrise auch in der Inflationsrate abgelesen werden. Die Größenordnung von knapp bis zu 3,5 Prozent Inflation ist jedoch im Vergleich zu den Ausschlägen in den 70ern gering.

Die im Februar 2022 für Bayern festgestellte Inflationsrate von 5,3 Prozent ist also im Kontext der letzten 50 Jahre schon als hoch einzustufen, jedoch gab es in den 70er- und 80er-Jahren durchaus schon Größenordnungen um die acht Prozent.

Februar 2022: Preise steigen bei Nahrungsmittel, massiv bei Energie / Kraftstoffe

Im Vergleich zum Vorjahresmonat steigen Preise für Nahrungsmittel um 4,7 Prozent im Freistaat. Spürbar wird auch Gemüse im gleichen Betrachtungszeitraum mit 8,1 Prozent teurer. Das trifft ebenso für Fleisch und Fleischwaren zu, wo Konsumenten 3,9 Prozent mehr bezahlen müssen. Ein kleiner Lichtblick: Obst verteuert sich nur um 0,9 Prozent. Ganz anders beim Energiemarkt: Heizöl steigt drastisch im Preis um 52,4 Prozent und Kraftstoffe um 26,6 Prozent im Februar 2022 gegenüber Vorjahr. Auch der Gaspreis wird massiv teurer. Er liegt im Februar bereits um 40,8 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Hinsichtlich des Stroms liegt die Verteuerung bei 13,1 Prozent.

Bayerisches Landesamt für Statistik – über Jahrzehnte entwickelte Kompetenz für Berechnung des Verbraucherpreisindex und Verfeinerung der Methodik

 „Die Expertenteams im statistischen Landesamt sind fachlich, methodisch wie auch in der IT Entwicklung maßgebliche Größe bei der Berechnung des Verbraucherpreisindex. Da ist auch gut und richtig so, denn der Verbraucherpreisindex ist eine zentrale, eine fundamentale Größe in der amtlichen Statistik, aus welchen viele Institutionen Ihre mittelfristigen Prognosen und Planungen hinsichtlich der Entwicklung und dem Zustand einer Volkswirtschaft mit ableiten. Wir unterstützen als Patenland im statistischen Verbund auch das Statistische Bundesamt und die anderen statistischen Landesämter nach Kräften bei der Weiterentwicklung der Methodik und den Prozessen“, so Dr. Gößl, Präsident des Bayerischen Landesamts für Statistik.

Der Verbraucherpreisindex an sich hat als amtliche Statistik eine überragende Bedeutung. Er ist eine bedeutende Steuerungsgröße für viele wichtige Planungen, Prognosen und Entscheidungen der unterschiedlichsten Institute und politischen Einheiten rund um den Kapitalsektor. Er ist eine Kenngröße von hohem Wert auch für Zentralbanken in ihrer Rolle, als Hüterin der Währung und Wahrnehmung der entsprechenden Währungs- und Geldpolitik für einen Währungsraum.