Pressemitteilung

173/2024/44/A
Fürth, den 28. Juni 2024

Zensus 2022: 13,04 Mio. Einwohner und 6,41 Mio. Wohnungen in Bayern

Gebäude- und Wohnungszählung erfasst erstmals Energieträger und Nettokaltmiete

Der Zensus ist die größte Erhebung der amtlichen Statistik und gibt Auskunft darüber, wie viele Menschen in Deutschland leben, wie sie wohnen und arbeiten.

Nach den vorliegenden Ergebnissen, liegt die Bevölkerungszahl für Bayern bei 13 039 684 Einwohnern und damit um 291 435 Einwohner (-2,2 Prozent) niedriger als bisher angenommen. Am Zensus-Stichtag gab es in Bayern 3 135 414 Wohngebäude1 und darin insgesamt 6 412 657 Wohnungen. Seit dem vorherigen Zensus 2011 ist die Zahl der Wohnungen in Wohngebäuden bayernweit um rund 648 000 und die Zahl der Einwohner um 642 070 gestiegen. Erstmals sind auch Aussagen zum Energieträger aus der Gebäude- und Wohnungszählung möglich. Im Gesamtbestand der Wohnungen wird danach Gas primär zum Heizen genutzt. Bei neueren Gebäuden, die seit 2016 gebaut wurden, wird bereits mehr als jede vierte Wohnung mit Wärmepumpen oder durch Solar- und Geothermie beheizt.1 Wohngebäude sind Gebäude, die mindestens zur Hälfte der Gesamtnutzfläche für Wohnzwecke genutzt werden. Wohnheime sind hier ausgeschlossen.  Wohngebäude machen 97,2 Prozent und damit die große Mehrzahl aller Gebäude mit Wohnraum in Bayern aus.

Fürth. In der Pressekonferenz in Fürth am 28.6.24 stellen Innenminister Joachim Herrmann und der Präsident des Bayerischen Landesamts für Statistik Dr. Thomas Gößl, die bayerischen Zensus-Ergebnisse vor und ordnen sie in den regionalen Kontext ein.

Bevölkerungszahl in Bayern niedriger als angenommen
Nach den jetzt vorliegenden Ergebnissen des Zensus 2022 lebten am 15. Mai 2022 13 039 684 Einwohner in Bayern. Im Durchschnitt hat der Freistaat zum Stichtag des Zensus, dem 15. Mai 2022, insgesamt 2,2 Prozent weniger Einwohner als nach der bisher gültigen amtlichen Einwohnerzahl aus der Bevölkerungsfortschreibung auf der Basis des Zensus 2011 angenommen. Zum 15. Mai 2022 wohnten 1 860 563 Ausländerinnen und Ausländer in Bayern, das sind 161 610 Personen (8,0 Prozent) weniger als in der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung nachgewiesen. Zu der gesamten Korrektur der Bevölkerungszahlen um 291 435 Einwohner tragen damit Personen mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit 55,3 Prozent bei.

Bevölkerung in den Städten
Unter den drei größten Städten Bayerns sieht man für Nürnberg keine Änderung zur Bevölkerungsfortschreibung. Augsburg hat eine Abweichung von -1,7 Prozent und München verzeichnet eine Abweichung von -2,0 Prozent Abweichung der Bevölkerungszahl nach unten gegenüber der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2011.

Bei den Städten zwischen 100 000 und 250 000 Einwohnern reicht die Bandbreite von -6,7 Prozent in Regensburg bis zu einem Plus von 2,7 Prozent in Würzburg. In Fürth sind die Abweichungen marginal, die Werte daher stabil. In den Städten zwischen 50 000 und 100 000 Einwohnern, zeigen Bamberg (-7,9 Prozent), Landshut (-8,9 Prozent) und Kempten (-7,0 Prozent) höhere Abweichungen von der Bevölkerungsfortschreibung. Bei den anderen Städten in dieser Größenklasse halten sich die Werte gerade im Blick auf die durchschnittliche Abweichung von -2,2 Prozent in ganz Bayern im Rahmen. Neu-Ulm weist einen positiven Saldo mit 0,5 Prozent auf.

Bevölkerungszahlen in den Gemeinden
Der Zensus 2022 ermittelt die Bevölkerungszahlen aller 10 786 Gemeinden Deutschlands. In 3 163 Gemeinden (29 Prozent) gab es kaum Unterschiede zur bisherigen Bevölkerungsfortschreibung (Abweichung nach oben oder unten weniger als ein Prozent). Darunter 503 bayerische Gemeinden. Bundesweit haben 5 989 Gemeinden (56 Prozent) zum 15. Mai 2022 mindestens ein Prozent weniger Einwohner als bisher ausgewiesen. In den bayerischen Gemeinden haben 1 432 mindestens ein Prozent an Einwohnern verloren.

Abweichungen bei den kleinen Gemeinden etwas über dem Durchschnitt
Die Korrekturen der Bevölkerungszahlen liegen in den kleineren Gemeinden unter 10 000 Einwohnern auch in Bayern mit -2,5 Prozent über dem Landesdurchschnitt.

„Beim Zensus 2011 waren die kleinen Gemeinden noch von der Korrektur durch die Personenerhebung ausgenommen. Das Bundesverfassungsgericht hat 2018 die Methodik des registergestützten Zensus und den Zensus 2011 bestätigt, aber empfohlen, in Zukunft die Korrekturstichprobe auch auf die kleinen Gemeinden auszuweiten. Dieser Empfehlung ist der Bundesgesetzgeber gefolgt, sodass im Zensus 2022 erstmalig ein stichprobenbasiertes Korrekturverfahren auch bei Gemeinden unter 10 000 Einwohnern durchgeführt wurde“, so Dr. Thomas Gößl, Präsident des Bayerischen Landesamts für Statistik.

Die Gemeinden unter 10 000 Einwohnern sind für Bayern besonders wichtig, weil insgesamt 1 829 Gemeinden (89 Prozent) in diese Größenklasse fallen. Dabei gibt es in 15 Gemeinden Abweichungen über -10 Prozent, die bis zu -18,5 Prozent in Reit im Winkl und -38,0 Prozent in Balderschwang reichen. Ähnlich hohe Abweichungen wie in diesen klassischen Ferienorten in Bayern zeigen sich in den Feriengebieten an Nord- und Ostsee. Die amtliche Statistik wird zusammen mit den Gemeinden analysieren, inwieweit ein hoher Einsatz von Saisonarbeitskräften oder nur nominelle Erstwohnsitzanmeldungen zu den Abweichungen beiträgt.

Zensus gibt Auskunft über Demographie in Bayern
Das durchschnittliche Alter der Bevölkerung in Bayern liegt bei 43,7 Jahren und damit knapp unter dem bundesweiten Durchschnitt (44,3 Jahre). Im Vergleich zum Zensus 2011, ist das Durchschnittsalter in Bayern um mehr als ein Jahr gestiegen (42,5 Jahre). Regionale Unterschiede werden in der Altersstruktur erkennbar. So haben Schwaben und Oberbayern den größten Anteil von Kindern und Jugendlichen, während in den übrigen Regierungsbezirken deutlich mehr ältere Menschen leben.

Gebäude- und Wohnungszählung
Am Zensus-Stichtag gab es in Bayern 3 135 414 Wohngebäude und darin insgesamt 6 412 657 Wohnungen. Damit entspricht die Zahl der Wohnungen aus der Gebäude- und Wohnungszählung im Wesentlichen der Zahl der Wohnungen aus der Bestandsfortschreibung vom 31. Dezember 2021 mit 6 434 162 Wohnungen in Wohngebäuden. Seit dem vorherigen Zensus 2011 ist die Zahl der Wohnungen in Wohngebäuden bayernweit um rund 648 214 Wohnungen gestiegen.

Wohneigentumsquote
In Bayern lebten zum Stichtag 2022 insgesamt 48,6 Prozent der Haushalte in ihrer eigenen Wohnung – das sind etwa fünf Prozentpunkte mehr als im deutschen Mittel (43,7 Prozent). Die höchste Wohneigentumsquote hat weiterhin Niederbayern mit 58,6 Prozent. Der Regierungsbezirk mit dem geringsten Anteil ist Oberbayern mit 40,5 Prozent.

Zweithöchster Mietpreis in Bayern nach Hamburg
Erstmals wurde beim Zensus 2022 die Nettokaltmiete für alle Wohnungen erhoben. Die durchschnittliche Nettokaltmiete lag in Bayern bei 8,74 Euro pro m², der zweithöchste Mietpreis im Bundesvergleich nach Hamburg mit 9,16 Euro pro m².

Regional lassen sich hier deutliche Unterschiede feststellen: Der Regierungsbezirk Oberbayern weist mit 10,95 Euro pro m² die höchsten, der Regierungsbezirk Oberfranken mit 5,99 Euro die niedrigsten durchschnittlichen Mietpreise auf. München ist bayernweiter Spitzenreiter unter den Landkreisen und kreisfreien Städten mit einer Nettokaltmiete von 12,89 Euro pro m². Die teuerste Gemeinde aber ist Neubiberg mit einer durchschnittlichen Nettokaltmiete von 13,84 Euro pro m². Überdurchschnittliche Mietpreise sind erwartungsgemäß für neuere Wohngebäude, die ab 2010 fertig gestellt wurden, sowie in und um die Großstädte erkennbar.

Kontinuierlicher Ausbau bei der Nutzung regenerativer Energien
Nach den vorliegenden Ergebnissen werden fast drei Viertel (71,5 Prozent) aller Wohngebäude in Bayern mit Gas (34,4 Prozent) oder Öl (37,0 Prozent) beheizt und weitere 5,3 Prozent mit Fernwärme. Eine bayerische Besonderheit ist der hohe Einsatz von Holz und Holzpellets. Im bundesweiten Vergleich liegt der Freistaat mit 12,8 Prozent deutlich über dem gesamtdeutschen Einsatz von nur 5,8 Prozent. Erneuerbare Energiequellen zum Heizen von Wohngebäuden spielen im Gesamtbestand bislang eine untergeordnete Rolle.

Seit der Jahrtausendwende ist ein kontinuierlicher Ausbau bei der Nutzung regenerativen Energien sichtbar. In Wohngebäuden ab 2010 wurden verstärkt solar- und geothermische Anlagen eingebaut. In dieser Altersgruppe werden 35,2 Prozent der Wohngebäude mit Solar-/Geothermie oder Wärmepumpen geheizt. Hier lässt sich ein deutlicher Trend erkennen, denn in der Altersgruppe 1990 bis 2009 lag der durchschnittliche Wert noch bei 5,4 Prozent und den Altersgruppen davor bei unter zwei Prozent.

Wie entsteht die amtliche Einwohnerzahl?
In allen Ländern ist es Aufgabe des statistischen Landesamtes, die amtliche Einwohnerzahl in den Gemeinden festzustellen, nach den Ergebnissen des Zensus und durch Verwaltungsakt. Die Verfahren zur Feststellung der amtlichen Einwohnerzahl beginnen nach der Sommerpause im September 2024. Dabei werden die Gemeinden in einer Anhörung umfassend informiert und beteiligt. Erst danach wird durch Verwaltungsakt die Einwohnerzahl festgestellt.

Regionalisierte Veröffentlichungen zu den Ergebnissen online verfügbar
Das bayerische Landesamt für Statistik stellt für jede regionale Einheit ein Zensus-Dossier mit den wichtigsten Zahlen und Eckdaten aus dem Zensus 2022 kostenfrei zum Download zur Verfügung. Unter www.zensus2022.bayern.de sind die Dossiers als .pdf-Datei oder Excel-Format abrufbar.

1 Wohngebäude sind Gebäude, die mindestens zur Hälfte der Gesamtnutzfläche für Wohnzwecke genutzt werden. Wohnheime sind hier ausgeschlossen.  Wohngebäude machen 97,2 Prozent und damit die große Mehrzahl aller Gebäude mit Wohnraum in Bayern aus.