Pressemitteilung
Fürth, den 19. Juli 2024
Mediennutzung in Bayern – Ergebnisse der Zeitverwendungserhebung 2022
Erstmals Ergebnisse für Bayern
Wie das Bayerische Landesamt für Statistik mitteilt, nutzen Menschen in Bayern ab zehn Jahren im Jahr 2022 durchschnittlich 3,5 Stunden pro Tag in ihrer Freizeit unterschiedliche Medien. Fernsehen macht zusammen mit Streaming und Video-on-Demand den größten Anteil aus. Der Medien-Mix unterscheidet sich je nach Altersgruppe: Jüngere bevorzugen digitale Spiele, während das Lesen als Freizeitbeschäftigung in den höheren Altersgruppen an Bedeutung gewinnt.
Fürth. Im Pressebriefing am 19.07.2024 stellt die Expertin des Bayerischen Landesamts für Statistik, Dr. Sophie Hahn, die aktuellen Ergebnisse der Zeitverwendungserhebung 2022 für Bayern vor. Insbesondere die Mediennutzung in der bayerischen Bevölkerung steht im Fokus. Im Durchschnitt verwenden die Bayern (ab 10 Jahren) täglich gut 11 Stunden für Schlafen, Essen und Waschen, gut drei Stunden für Erwerbstätigkeit und Ausbildung, ähnlich viel Zeit für Haushaltsführung und Betreuung der Familie, etwa dreieinhalb Stunden für Mediennutzung in der Freizeit, weitere zwei Stunden und 20 Minuten für andere Freizeitaktivitäten und etwa 40 Minuten für sonstige Tätigkeiten (darunter auch Ehrenamt). Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Zeiteinteilung für verschiedene Aktivitäten nach Altersgruppen unterscheidet. In den mittleren Altersgruppen zwischen 18 und 65 Jahren nehmen Erwerbsarbeit und Ausbildung sowie Haushaltsführung und Betreuung der Familie besonders viel Zeit ein. Die 10- bis 17-Jährigen und Personen ab 65 geben dagegen der Freizeit mehr Raum.
Die Mediennutzung macht mit dreieinhalb Stunden einen großen Teil der Freizeit aus. Die Mediennutzung neben einer anderen Haupttätigkeit - wie Handynutzung während der S-Bahnfahrt oder das Radiohören beim Kochen - ist dabei nicht eingeschlossen. Zudem geht es hier um die Mediennutzung als reine Freizeitaktivität. Lesen für die Arbeit oder in der Arbeit oder Schule werden den Zeiten für Erwerbstätigkeit und Ausbildung zugerechnet.
Insgesamt beschäftigen sich die Menschen in Bayern im Jahr 2022 täglich durchschnittlich etwa dreieinhalb Stunden (3 Stunden und 32 Minuten) vorrangig damit, fernzusehen, zu lesen, Radio zu hören, Computer und Smartphone zu nutzen, digitale Spiele zu spielen oder über Medien mit anderen zu kommunizieren (via Telefon, E-Mails und Briefen oder sozialen Medien).
Im Vergleich der Altersgruppen zeigt sich, dass die 30- bis 44-Jährigen mit 2:45 Stunden am wenigsten Zeit für Medien in der Freizeit aufbringen. Altersgruppen, die noch nicht oder nicht mehr am Erwerbsleben teilnehmen, verbringen mehr Zeit damit. So nutzen Personen ab 65 Jahren täglich 4:44 Stunden verschiedene Medien, Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren knapp vier Stunden.
In allen Altersgruppen ist das Fernsehen mit seinen Varianten (Streaming und Video-on-Demand) die mediale Freizeitaktivität mit dem größten Zeitanteil. Von den 3,5 Stunden, die Personen ab zehn Jahren mit Mediennutzung verbringen, entfallen gut zwei Stunden auf Fernsehen, Streaming oder Video-on-Demand.
10- bis 17-Jährige verbringen im Jahr 2022 am Tag gut eine Stunde mit digitalen Spielen. In höheren Altersgruppen verlieren die digitalen Spiele an Bedeutung als Freizeitaktivität. Die Aktivität „Lesen“ hat dagegen in höheren Altersgruppen größere Bedeutung. Personen ab 65 Jahren nehmen sich im Vergleich zu den anderen Altersgruppen die meiste Zeit zum Lesen, nämlich eine knappe Stunde pro Tag. Wohingegen die 18- bis 29-Jährigen in ihrer Freizeit täglich nur etwa zwölf Minuten lesen. Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren lesen knapp 20 Minuten täglich.
Die Mediennutzung unterscheidet sich auch nach dem Geschlecht. Frauen und Mädchen nutzen Medien pro Tag knapp 20 Minuten weniger als Männer und Jungen. Der Unterschied beruht vor allem darauf, dass Männer und Jungen mehr Zeit für digitale Spiele und andere Aktivitäten mit Computer und Smartphone wie Programmierung, Installation und Reparatur oder Informationssuche verwenden. Frauen und Mädchen verbringen dagegen etwa 10 Minuten länger mit der Kommunikation über Medien und nutzen etwas mehr Zeit in ihrer Freizeit für das Lesen (im Schnitt rund fünf Minuten mehr).
Zeitverwendungserhebung mit mehr Aussagekraft aufgrund höherer Stichprobe
Die Zeitverwendungserhebung ist eine freiwillige bundesweite Erhebung, die alle zehn Jahre von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder durchgeführt wird. Sie liefert Erkenntnisse, wie viel Zeit Menschen in Deutschland für die verschiedenen Lebensbereiche verwenden. Die Daten sind unter anderem eine wichtige Grundlage, um Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf vorzubereiten und zu bewerten. Aufgrund der Erhöhung der Stichprobe können zum ersten Mal für das Jahr 2022 nicht nur bundesweite Ergebnisse, sondern auch Ergebnisse zur bayerischen Bevölkerung veröffentlicht werden.
Kernstück der Erhebung ist das Tagebuch, das digital als App zur Verfügung steht, in dem die Teilnehmer ab zehn Jahren während der Erhebung an drei Tagen ihre vollständigen Tagesabläufe protokollieren. Sämtliche Aktivitäten, wie Schule, Arbeit, Hobbys, Mediennutzung, Wegezeiten, Einkaufen, Kinderbetreuung bis hin zu ehrenamtlichen Tätigkeiten und nächtlichem Schlaf werden erfasst.
Methodische Hinweise
Erstmalig kam in der ZVE 2022 eine Anwendung für Desktop und mobile Endgeräte zum Einsatz, die sowohl als App auf mobilen Endgeräten (mobile App) als auch über den Browser als Webanwendung (Web App) genutzt werden konnte. Die Teilnahme über einen Papierfragebogen war möglich und wurde in Bayern nur noch von etwa 15 Prozent der knapp 1 500 Befragten genutzt.
Die Zeitverwendungserhebung beruht auf einer Quotenstichprobe. Die Ergebnisse sind daher mit den Unschärfen einer Stichprobenerhebung verbunden und enthalten möglicherweise Selektivitäten, die nicht über die Quotenmerkmale ausgeglichen werden. Dazu gehört beispielsweise eine höhere Beteiligung von Personen mit höheren Bildungsabschlüssen und eine geringere Beteiligung von Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit, insbesondere mit geringeren deutschen Sprachkenntnissen.
Durch Erinnerungsfehler und Ungenauigkeiten in der Erfassung sind vor allem kürzere Aktivitäten untererfasst, das betrifft vermutlich auch die Mediennutzung. Bei Altersvergleichen muss berücksichtigt werden, dass die Mediennutzung jüngerer Personen möglicherweise stärker unterschätzt ist, da diese ihren Tagesablauf weniger genau protokolliert haben.
Ein Vergleich der bayerischen Ergebnisse mit der Erhebung 2012/13 ist nicht möglich, da die bayerische Stichprobengröße vor dem Jahr 2022 zu klein für belastbare Landesergebnisse war.
Ergebnisse der ZVE 2022 für ganz Deutschland sind auf der Themenseite „Zeitverwendung“ im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes (https://www.zve2022.de/) dargestellt.
Das Erhebungsjahr 2022 stand teilweise noch unter dem Einfluss der Corona-Schutzmaßnahmen, so dass möglicherweise mehr Zeit mit der Mediennutzung verbracht wurde als in den Jahren vor und nach der Pandemie.