Pressemitteilung

169/2024/44/A
Fürth, den 25. Juni 2024

Zensus 2022: 82,7 Mio. Einwohner in Deutschland

Gebäude- und Wohnungszählung erfasst erstmals Energieträger und Nettokaltmiete

Der Zensus ist die größte Erhebung der amtlichen Statistik und gibt Auskunft darüber, wie viele Menschen in Deutschland leben, wie sie wohnen und arbeiten. Nach den Ergebnissen, die heute in der Bundespressekonferenz veröffentlicht wurden, liegt die Bevölkerungszahl für Deutschland bei 82,7 Mio. Einwohnern und damit um rund 1,4 Mio. Einwohner (1,6 Prozent) niedriger als bisher angenommen. Erstmals sind auch Aussagen zu Energieträger aus der Gebäude- und Wohnungszählung möglich. Im Gesamtbestand der Wohnungen wird danach Gas primär zum Heizen genutzt. Bei neueren Gebäuden, die seit 2016 gebaut wurden, wird bereits jede vierte Wohnung mit Wärmepumpen beheizt.

Berlin. In der Bundespressekonferenz in Berlin am 25.6.24 veröffentlichen die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder die Ergebnisse des Zensus 2022. Er ist die größte Erhebung der amtlichen Statistik. Damit startet die Veröffentlichung der Ergebnisse für Bund und Länder. Das Bayerische Landesamt für Statistik in Fürth veröffentlicht und analysiert die bayerischen Ergebnisse in der Pressekonferenz am 28.6.24 mit Innenminister Joachim Herrmann in Fürth und veranstaltet in den Folgewochen Regionalkonferenzen, in denen die Zensus-Ergebnisse in regionaler und fachlicher Tiefe für die sieben bayerischen Regierungsbezirke vorgestellt und eingeordnet werden.

Bevölkerungszahl in Deutschland niedriger als angenommen

Nach den jetzt vorliegenden Ergebnissen des Zensus 2022 lebten am 15. Mai 2022 rund 82,7 Mio. Einwohner in Deutschland. Im bundesweiten Durchschnitt hat Deutschland zum Stichtag des Zensus, dem 15. Mai 2022, insgesamt 1,6 Prozent weniger Einwohner als nach der bisher gültigen amtlichen Einwohnerzahl aus der Bevölkerungsfortschreibung auf der Basis des Zensus 2011 angenommen. In sieben Ländern sind die Abweichungen der Bevölkerungszahl nach unten größer als 1,6 Prozent, darunter am deutlichsten mit jeweils -3,5 Prozent in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg sowie in Mecklenburg-Vorpommern. In Bayern liegt die Abweichung bei -2,2 Prozent. In ebenfalls sieben Ländern ist die Abweichung der Bevölkerungszahl unterdurchschnittlich, darunter mit jeweils -0,6 Prozent am geringsten in Schleswig-Holstein und Thüringen. Zwei Länder, nämlich Bremen und das Saarland, weisen gegenüber der Bevölkerungsfortschreibung eine Abweichung der Bevölkerungszahl nach oben auf (Bremen +1,9 Prozent, Saarland +1,8 Prozent). Auf Gemeindeebene zeigt sich aber auch innerhalb der Länder ein differenzierteres Bild.

Niedrigere Bevölkerungszahlen in mehr als der Hälfte der Gemeinden

Der Zensus 2022 ermittelt die Bevölkerungszahlen aller 10 786 Gemeinden Deutschlands. In 3 163 Gemeinden (29 Prozent) gab es kaum Unterschiede zur bisherigen Bevölkerungsfortschreibung (Abweichung nach oben oder unten weniger als ein Prozent). In 5 989 Gemeinden (56 Prozent) gab es am 15. Mai 2022 mindestens ein Prozent weniger Einwohner als bisher ausgewiesen. Die restlichen Gemeinden haben nach dem Zensus 2022 um mindestens ein Prozent höhere Bevölkerungszahlen als bislang angenommen.

Berlin, Hamburg, München und Köln bleiben die deutschen Millionenstädte

Unter den zehn größten Städten Deutschlands verzeichnet Köln mit -5,9 Prozent die größte und München mit -2,0 Prozent die geringste prozentuale Abweichung der Bevölkerungszahl nach unten gegenüber der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2011. In Berlin und Hamburg liegt die Abweichung bei -3,5 Prozent.

Abweichungen bei den kleinen Gemeinden überdurchschnittlich

Die Korrekturen der Bevölkerungszahlen sind in den Gemeinden, wenn man nach der Größenklasse geht, in den kleinen Gemeinden am höchsten und liegen über dem Bundesdurchschnitt von -1,6 Prozent. In den kleinen Gemeinden mit weniger als 10 000 Einwohnern sind es 2,1 Prozent weniger als in der Bevölkerungsfortschreibung angenommen.

„Beim Zensus 2011 waren die kleinen Gemeinden noch von der Korrektur durch die Personenerhebung ausgenommen. Das Bundesverfassungsgericht hat 2018 die Methodik des registergestützten Zensus und den Zensus 2011 bestätigt, aber empfohlen, in Zukunft die Korrekturstichprobe auch auf die kleinen Gemeinden auszuweiten. Dieser Empfehlung ist der Bundesgesetzgeber gefolgt, sodass im Zensus 2022 erstmalig ein stichprobenbasiertes Korrekturverfahren auch bei Gemeinden unter 10 000 Einwohnern durchgeführt wurde.“, so Dr. Thomas Gößl, Präsident des Bayerischen Landesamts für Statistik.

Abweichungen bei der ausländischen Bevölkerung über dem Durchschnitt

Nach dem Zensus 2022 lebten zum Stichtag 15. Mai 2022 in Deutschland rund 10,9 Mio. Ausländerinnen und Ausländer. Das sind nahezu 1,0 Mio. weniger als durch die Bevölkerungsfortschreibung bisher amtlich ausgewiesen. Zum Vergleich: Die bundesweite Abweichung der Bevölkerungszahl nach unten betrug insgesamt 1,4 Mio. Personen. Rund 71 Prozent der Abweichung ist damit auf die nicht-deutsche Bevölkerung zurückzuführen.

Gebäude- und Wohnungszählung

Am Zensus-Stichtag gab es in Deutschland 20,0 Mio. Gebäude mit Wohnraum und darin insgesamt 43,11 Mio. Wohnungen. Damit entspricht die Zahl der Wohnungen aus der Gebäude- und Wohnungszählung im Wesentlichen der Zahl der Wohnungen aus der Bestandsfortschreibung vom 31. Dezember 2021 mit 43,08 Mio. Wohnungen. Seit dem vorherigen Zensus 2011 ist die Zahl der Gebäude mit Wohnraum deutschlandweit um 1,0 Mio. Gebäude gestiegen und die Zahl der Wohnungen um 2,5 Mio..

Höchste Nettokaltmieten in München, Frankfurt am Main, Stuttgart und Heidelberg

Erstmals wurde beim Zensus 2022 die Nettokaltmiete für alle Wohnungen erhoben. Bei den Großstädten haben München (12,98 Euro), Frankfurt am Main (10,58 Euro), Stuttgart (10,39 Euro) und Heidelberg (10,02 Euro) eine durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter mit jeweils über 10 Euro. Berlin ist mit durchschnittlich 7,67 Euro pro Quadratmeter im Mittelfeld angesiedelt. Die teuerste ostdeutsche Großstadt ist Potsdam mit 7,85 Euro. Die günstigste Großstadt bundesweit ist Chemnitz mit 5,26 Euro.

Zunahme von Wärmepumpen und Rückgang der Ölheizung bei neueren Gebäuden

Nach den vorliegenden Ergebnissen werden drei Viertel (75 Prozent) aller Wohnungen in Deutschland mit Gas (56 Prozent) oder Öl (19 Prozent) beheizt und weitere 15 Prozent mit Fernwärme. Erneuerbare Energiequellen zum Heizen von Wohngebäuden spielen im Gesamtbestand bislang eine untergeordnete Rolle.

Betrachtet man das Baualter ergibt sich folgendes Bild: Seit der Jahrtausendwende ist der Anteil der Wohnungen, die mit Wärmepumpen beheizt werden, von sieben Prozent (Baujahre 2000 bis 2009) auf 24 Prozent (Baujahr ab 2016) gestiegen. Im Gegenzug ist der Anteil von neuen Wohnungen mit Ölheizung stark gesunken. Mit Baujahr 2000 bis 2009 wird weniger als jede zehnte Wohnung (neun Prozent) mit Öl beheizt. Gas ist in Neubauten immer noch ein wichtiger Energieträger, auch wenn der Anteil seit 2010 gesunken ist: 39 Prozent der ab dem Jahr 2016 gebauten Wohnungen werden mit Gas beheizt.

Hinweise:

Alle Informationen zur heutigen Pressekonferenz finden Sie zentral auf www.zensus2022.de.

Die Terminreihe für die Veröffentlichung der bayerischen Ergebnisse finden Sie in der Pressemitteilung zum Fahrplan Zensus 2022 unter https://www.statistik.bayern.de/presse/mitteilungen/2024/pm163/index.html.

Weitere Informationen zum Zensus 2022 entnehmen Sie der Seite des Bayerischen Landesamts für Statistik und im Zensus Sonderheft unter https://statistik.bayern.de/zensus2022.